Feigen sind köstliche, süße Früchte, die in vielen Teilen der Welt beliebt sind. Sie haben eine reiche geschichtliche Bedeutung und werden seit Jahrtausenden angebaut und genossen. Eine interessante Frage, die oft gestellt wird, ist: Wie werden Feigen bestäubt?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns zunächst mit der Botanik der Feigen beschäftigen. Feigen gehören zur Familie der Moraceae, zu der auch Maulbeerbäume gehören. Die Feigenbäume haben eine einzigartige Blütenstruktur. Anstatt traditioneller Blüten haben Feigen kleine, unscheinbare Strukturen, die in einer hohl gewordenen, fleischigen Frucht (der Feige) verborgen sind. Diese Strukturen enthalten die männlichen und weiblichen Blütenorgane.
Die Bestäubung der Feigen erfolgt in der Regel durch eine spezielle Art von Wespen, den Feigenwespen. Es gibt viele Arten von Feigenwespen, aber nur eine begattete weibliche Wespe gelingt es normalerweise, eine Feige zu bestäuben. Die Bestäubung der Feigen ist eine einzigartige, enge Symbiose zwischen den Feigenbäumen und den Feigenwespen.
Im Frühling werden die weiblichen Feigenwespen von den männlichen Feigenwespenfliegern in die Hohlräume der Feigenblüten eingeführt. Die männlichen Fliegen sind für die Bestäubung nicht verantwortlich, sondern dienen als „Opfer“. Während sich die weiblichen Feigenwespen durch die engen Gänge der Blütenstruktur bewegen, verlieren sie oft ihre Flügel und Antennen. Sobald die Bestäubung erfolgt ist, legt die weibliche Feigenwespe ihre Eier in die hohle Blütenstruktur. Die befruchteten Eier entwickeln sich dann zu neuen Wespen, die aus der Frucht herauskriechen und den Zyklus wiederholen.
Dieser einzigartige Bestäubungsprozess hat dazu geführt, dass Feigen und Feigenwespen eine Koevolution erfahren haben. Das bedeutet, dass beide Arten aneinander angepasst sind und voneinander abhängen. Die Blütenstruktur der Feigen hat sich entwickelt, um den Feigenwespen eine geeignete Umgebung für die Eiablage zu bieten, und die Feigenwespen haben sich angepasst, um die Blüten zu bestäuben und ihre Eier in ihnen abzulegen.
Es gibt jedoch auch Feigensorten, die ohne eine Bestäubung durch Feigenwespen auskommen. Diese Sorten werden „Parthenokarpe Feigen“ genannt und bilden Früchte, ohne dass eine Befruchtung stattfindet. Bei diesen Feigensorten kommt es zu einer sogenannten „wilden Parthenokarpie“, bei der sich die Früchte ohne die Notwendigkeit einer Bestäubung entwickeln. Dies geschieht entweder durch Selbstbestäubung oder durch andere Bestäuberarten wie Bienen oder Wind.
In der kommerziellen Feigenindustrie werden meist Parthenokarpe Feigen angebaut, da sie keine spezifische Bestäubung benötigen und ertragreicher sind. Bei der Vermehrung von Feigenbäumen werden oft Stecklinge von dieser Sorte verwendet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Feigen durch eine enge Symbiose mit Feigenwespen bestäubt werden. Diese speziellen Wespenarten legen ihre Eier in den Blüten ab und sorgen so für die Bestäubung der Früchte. Es existieren jedoch auch Feigensorten, die ohne eine Bestäubung durch Feigenwespen auskommen und sich stattdessen selbst befruchten können oder von anderen Bestäubern wie Bienen oder Wind bestäubt werden.