Eine mögliche Antwort auf diese Frage könnte beinhalten, dass diejenigen, die nicht geholfen haben, aus Angst gehandelt haben. Es ist bekannt, dass Menschen in Extremsituationen dazu neigen, in Schockstarre zu verfallen oder vor lauter Angst zu erstarren. Dies könnte erklären, warum einige Menschen, die Zeugen eines Verbrechens oder einer schrecklichen Situation werden, nicht eingreifen oder helfen. Ihre Angst überwältigt sie und sie sind wie gelähmt, unfähig zu handeln.
Eine weitere mögliche Erklärung könnte sein, dass bestimmte soziale Dynamiken und Gruppenzwänge verhindern, dass Menschen helfen. In vielen Fällen sind Menschen Zeugen von Gewalt oder Misshandlungen, aber aufgrund der Angst, selbst Zielscheibe zu werden oder von der Gruppe ausgeschlossen zu werden, schauen sie weg und unterlassen es, einzugreifen. In solchen Fällen spielt die Angst vor Konsequenzen eine große Rolle und verhindert, dass Menschen ihre Mitmenschen unterstützen.
Es gibt jedoch auch positive Beispiele, die zeigen, dass Menschen in solchen Momenten eingreifen und helfen können, selbst wenn es riskant ist. Diese Menschen werden oft als Helden gefeiert, da sie Mut und Entschlossenheit gezeigt haben, um anderen in Not zu helfen. Ein berühmtes Beispiel ist der Fall von Kitty Genovese, einer Frau, die 1964 in New York ermordet wurde. Obwohl zahlreiche Menschen Zeugen des Verbrechens waren, griff keiner ein. Dieser Fall führte zu einer breiteren Diskussion über das Phänomen des sogenannten „Bystander–Effekts“, bei dem Menschen in Gruppensituationen eher passiv bleiben, weil sie davon ausgehen, dass jemand anderes eingreifen wird.
Die Frage, warum Menschen in manchen Situationen nicht geholfen haben, führt zu einer tieferen Auseinandersetzung mit unserer menschlichen Natur und Moral. Es erinnert uns daran, dass wir alle dazu neigen, zuerst an uns selbst zu denken und unsere eigene Sicherheit zu gewährleisten. In manchen Fällen ist diese Selbstinteresse so dominant, dass wir andere in Not einfach ignorieren oder übersehen. Das wiederum ruft eine wichtige Frage hervor: Was können wir tun, um sicherzustellen, dass wir in solchen Momenten nicht wegsehen, sondern handeln und helfen?
Eine Möglichkeit besteht darin, Bewusstsein zu schaffen und Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Handlungen, oder vielmehr ihre Unterlassungen, Auswirkungen haben können. Indem wir über die Konsequenzen des Nicht-Handelns sprechen und das Thema in den öffentlichen Diskurs einfließen lassen, können wir eine Kultur des Eingreifens und des Helfens fördern. Darüber hinaus können Schulungen und Programme eingeführt werden, um Menschen in Notsituationen zu ermutigen, zu handeln und Hilfe zu leisten.
Letztendlich müssen wir als Gesellschaft eine kollektive Verantwortung für das Wohl unserer Mitmenschen übernehmen. Es ist wichtig, dass wir uns selbst hinterfragen und reflektieren, wie wir in solchen Situationen reagieren würden. Denn nur durch das Eingreifen und die Hilfebereitschaft jedes Einzelnen können wir sicherstellen, dass niemand mehr fragt: Warum kamen sie nicht?