Dominanz ist ein Begriff aus der Biologie, der die Beziehung zwischen den verschiedenen Allelen eines Gens beschreibt. Bei der vollständigen Dominanz überdeckt ein Allel alle anderen Allele und bestimmt somit das Merkmal oder die Eigenschaft, die beim Organismus sichtbar wird. Dies bedeutet, dass das heterozygote Genotyp, das sowohl das dominante als auch das rezessive Allel trägt, das Merkmal des dominanten Allels zeigt.
Allerdings gibt es auch eine andere Form der Dominanz, die als unvollständige Dominanz bezeichnet wird. Bei unvollständiger Dominanz kommt es zu einer Mischung der Merkmale beider Allele. Das bedeutet, dass das heterozygote Genotyp ein Merkmal zeigt, das zwischen den beiden homozygoten Genotypen liegt.
Ein Beispiel für unvollständige Dominanz ist die Blütenfarbe bei Pflanzen. Nehmen wir an, dass das Allel für rote Blütenfarbe (R) dominant und das Allel für weiße Blütenfarbe (r) rezessiv ist. Wenn ein Organismus mit einem dominanten Allel (RR) gekreuzt wird, hat er rote Blüten. Wenn ein Organismus mit einem rezessiven Allel (rr) gekreuzt wird, hat er weiße Blüten.
Nun könnte man annehmen, dass das Kreuzen eines Organismus mit roten Blüten (RR) mit einem Organismus mit weißen Blüten (rr) zu einer Mischung aus roten und weißen Blüten führen würde. Dies ist jedoch nicht der Fall. Stattdessen entstehen bei diesem Kreuzungsexperiment pinkfarbene Blüten. Das bedeutet, dass das heterozygote Genotyp (Rr) eine Blütenfarbe hervorbringt, die zwischen den beiden homozygoten Genotypen liegt.
Dieses Phänomen der unvollständigen Dominanz wird durch den Inhalt der Allele beeinflusst. Im Falle der Blütenfarbe führt das Allel für rote Blüten zu einer Produktion von Pigmenten, die die Blüten rot färben. Das rezessive Allel für weiße Blüten führt jedoch nicht zur Produktion von Pigmenten. Bei Organismen mit dem heterozygoten Genotyp (Rr) wird nur eine begrenzte Menge an Pigmenten produziert, wodurch die Blüten in einem blassen Rosa erscheinen.
Unvollständige Dominanz ist ein wichtiger Mechanismus für die Aufrechterhaltung der genetischen Vielfalt in Populationen. Durch die Mischung von Merkmalen werden neue Variationen geschaffen, die möglicherweise in bestimmten Umweltbedingungen von Vorteil sein können. Darüber hinaus ermöglicht unvollständige Dominanz die Weitergabe von rezessiven Allelen, die in Kombination mit anderen Allelen bestimmte phänotypische Merkmale hervorbringen können.
Unvollständige Dominanz kann auch bei anderen Merkmalen beobachtet werden, wie zum Beispiel bei der Haarstruktur von Tieren oder bei der Farbe der Haut bei Menschen. In all diesen Fällen führt das Vorhandensein beider Allele zu einer Mischung der Merkmale, die zwischen den homozygoten Genotypen liegt.
Insgesamt stellt die unvollständige Dominanz einen wichtigen Mechanismus dar, der zur genetischen Vielfalt beiträgt und eine Mischung von Merkmalen ermöglicht. Die Erforschung der unvollständigen Dominanz hat zu einem besseren Verständnis der Vererbung von Merkmalen und der Evolution beigetragen.