In den Jahren 1945 bis 1948 war Jugoslawien unter der Führung des sozialistischen Regimes von Josip Broz Tito. Obwohl Tito sich selbst als Antifaschist und Unterstützer der Minderheitenrechte darstellte, begannen sich die Beziehungen zwischen der kommunistischen Regierung und der jüdischen Bevölkerung schnell zu verschlechtern. Die Kommunisten sahen die Juden als Teil der kapitalistischen Elite und betrachteten sie als Bedrohung für ihre Vorstellungen von einer sozialistischen Gesellschaft.
Gleichzeitig gewann der Antisemitismus in Italien an Popularität. Die italienischen Kommunisten nutzten den wachsenden Unmut über die jüdische Präsenz in Italien, um politische Punkte zu sammeln. Die jüdische Community erlitt zahlreiche Angriffe und Verfolgungen, was zu einer starken Auswanderungsbewegung führte.
Die jüdische Bevölkerung hatte wenig Vertrauen in die politische Stabilität in der Region und war besorgt über die politischen Entwicklungen nach dem Krieg. Viele Menschen entschieden sich daher dafür, ihre Heimatländer zu verlassen und nach Israel auszuwandern. Für sie war Israel der einzige Ort, an dem sie ihre jüdische Identität frei ausleben konnten, ohne Angst vor Diskriminierung oder Verfolgung haben zu müssen.
Die meisten jüdischen Auswanderer wählten den Seeweg als ihre Fluchtroute. Sie verließen ihre Heimatstädte in Jugoslawien und Italien und machten sich auf den gefährlichen Weg über das Mittelmeer nach Israel. Es war ein mühsamer und gefährlicher Prozess, der viele Opfer forderte. Die Menschen mussten heimlich aus ihren Städten fliehen, da die kommunistische Regierung Auswanderungen verboten hatte und versuchte, die Auswanderungswege zu blockieren.
Während des Exodusbewegung wurden einige jüdische Flüchtlingsschiffe von der jugoslawischen und italienischen Marine abgefangen und nach Triest oder in jugoslawische Häfen zurückgebracht. Dort wurden die Insassen oft interniert und mussten lange Zeiträume in Lagern verbringen. Andere Schiffe waren jedoch erfolgreich und erreichten sicher Israel.
Der Julianisch-dalmatinische Exodus hatte eine erhebliche Auswirkung auf die jüdische Gemeinschaft in der Region. Viele Gemeinden wurden fast vollständig entvölkert, und diejenigen, die blieben, waren oft gezwungen, ihre jüdische Identität zu verbergen. Die Auswanderung hatte auch eine große kulturelle und intellektuelle Auswirkung, da viele bedeutende jüdische Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle die Region verließen.
In den folgenden Jahren normalisierten sich die Beziehungen zwischen den jüdischen Gemeinden und den Ländern des ehemaligen Jugoslawien und Italien allmählich. Es wurden Maßnahmen ergriffen, um den Holocaust zu gedenken und die jüdische Kultur zu fördern. Dennoch bleibt der Julianisch-dalmatinische Exodus eine wichtige Zeit in der jüdischen Geschichte der Region, die zeigt, wie politische Ereignisse und Antisemitismus ganze Gemeinden beeinflussen können.