In den letzten Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir Fotos von uns machen, verändert. Statt uns von anderen fotografieren zu lassen, greifen wir immer öfter selbst zur Kamera oder zum Smartphone. Selfies sind zu einem Phänomen geworden, das unsere Gesellschaft prägt. Doch was steckt hinter dieser Entwicklung?
Ein Grund für die Popularität von Selfies liegt sicherlich in der Einfachheit, mit der sie gemacht werden können. Jeder besitzt heutzutage ein Smartphone mit integrierter Kamera. Das heißt, dass wir uns jederzeit und überall fotografieren können, ohne auf andere angewiesen zu sein. Diese Freiheit und Spontanität sind sicherlich ein großer Anziehungspunkt für viele Menschen.
Doch es steckt noch mehr hinter diesem Trend. Selfies ermöglichen es uns, uns selbst zu inszenieren und Kontrolle über unser Image zu haben. Wir können unsere besten Seiten hervorheben und Makel retuschieren. Es ist sozusagen wie ein virtuelles Make-up, das uns erlaubt, das Beste aus uns herauszuholen. Das Bedürfnis nach Selbstinszenierung und Aufmerksamkeit ist tief in uns Menschen verankert und Selfies bieten uns eine einfache Möglichkeit, diesem Bedürfnis nachzukommen.
Vor allem in den sozialen Medien sind Selfies allgegenwärtig. Dort werden sie nicht nur geteilt, sondern auch bewertet und kommentiert. Likes, Kommentare und Follower-Zahlen werden zu einer Währung des persönlichen Erfolgs. Je mehr Likes ein Selfie bekommt, desto größer ist die Bestätigung und der soziale Status, den wir daraus ziehen können. Das verleitet viele dazu, immer wieder neue Selfies zu machen und sie mit der Welt zu teilen.
Doch Selfies haben nicht nur positive Auswirkungen. Es gibt auch eine Kehrseite der Medaille. Denn das permanente Fotografieren und Teilen kann dazu führen, dass wir den Moment an sich nicht mehr richtig genießen. Statt den Sonnenuntergang zu betrachten, sind wir damit beschäftigt, den perfekten Selfie-Winkel zu finden. Statt echten Kontakt zu unseren Freunden zu haben, sind wir damit beschäftigt, unser Leben in perfekt inszenierten Bildern darzustellen. Diese Art der Selbstinszenierung kann zu einer großen Belastung werden und zu einem ständigen Vergleichen mit anderen führen.
Es ist auch zu beobachten, dass die Suche nach dem perfekten Selfie zu gefährlichen Situationen führen kann. Immer wieder erreichen uns Meldungen von Menschen, die bei ihrem Versuch, das spektakulärste Selfie zu machen, ihr Leben riskieren oder sogar verlieren. Die Jagd nach Likes und Ruhm kann in solchen Fällen gefährliche Ausmaße annehmen.
Obwohl Selfies also sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben können, sind sie aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie sind zu einem festen Bestandteil unserer Kultur geworden und haben das Fotografieren revolutioniert. Für viele Menschen sind sie ein Ausdruck von Individualität und Kreativität.
Fotografier mich – dieser Ausruf ist wohl zur Redewendung geworden, die unsere heutige Gesellschaft am besten beschreibt. Selfies sind nicht nur ein simpler Schnappschuss, sondern ein Ausdruck unserer Persönlichkeit und unseres Drangs nach Aufmerksamkeit. Sie bieten uns die Möglichkeit, uns selbst zu präsentieren und Kontrolle über unser Image zu haben. Doch sollten wir auch darauf achten, dass wir nicht den Moment an sich aus den Augen verlieren und uns nicht von der permanenten Suche nach Bestätigung in den sozialen Medien abhängig machen.