Der Grundsatz des „Feindes meines Feindes“ geht auf die europäischen Kriege des Mittelalters zurück, als sich bestimmte Monarchen oder Adlige gegen ihre gemeinsamen Feinde zusammenschlossen, um ihre positiven Aussichten zu optimieren. Dieser Ansatz wurde später von Staaten und politischen Bewegungen übernommen und ist heute eine häufige Taktik in der internationalen Politik.
Ein prominentes Beispiel für diese Strategie ist der Zweite Weltkrieg, als eine Allianz von Ländern mit unterschiedlichen Interessen und Ideologien gebildet wurde, um die Bedrohung durch die Achsenmächte zu bekämpfen. Die USA, Großbritannien, die UdSSR und Frankreich begruben ihre Differenzen und arbeiteten zusammen, um die Nazi-Invasion zu besiegen.
Aber der Feind meines Feindes ist nicht immer ein offensichtlicher Feind. In vielen Fällen können es politische Ideologien oder wirtschaftliche Interessen sein. Ein Beispiel für letzteres ist die Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Israel. Obwohl beide Länder zuvor Feinde waren, haben sie kürzlich begonnen, zusammenzuarbeiten, da sie ein gemeinsames Interesse an der Einschränkung des iranischen Einflusses in der Region haben.
Es gibt jedoch auch Kritik an der Strategie des Feindes meines Feindes. Ein häufiger Vorwurf ist, dass sie langfristig nicht funktionieren kann, da die Interessen der beiden Parteien oft auseinandergehen. Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit zwischen der UdSSR und den USA im Zweiten Weltkrieg. Obwohl sie gemeinsam gegen Hitler kämpften, wurden ihre Unterschiede bald danach offensichtlich und führten zu einer „heißen“ Konfrontation im Kalten Krieg.
Eine weitere Herausforderung bei der Anwendung dieser Taktik ist auch das Risiko, dass man sich mit falschen Leuten einlässt. Eine Gruppe, die zunächst als Verbündeter angesehen wird, kann sich später als noch gefährlicherer Feind herausstellen. Ein Beispiel hierfür ist die Unterstützung der USA für extremistische Gruppen während des Kalten Krieges, die später als Bedrohung wahrgenommen wurden.
In einer Gesellschaft könnte diese Strategie auch angewandt werden, um gemeinsam Bedrohungen zu bekämpfen, die für alle Bürger eine Gefahr darstellen. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, sich gegen Kriminalität oder Terrorismus zu verbünden, die alle Bürger bedrohen. Auch hier ist jedoch Vorsicht geboten, da es religiöse, rassistische oder politische Differenzen geben kann, die zu Problemen führen.
Zusammenfassend ist die Taktik des Feindes meines Feindes ein wichtiges Werkzeug in der internationalen Politik, das oft dazu beiträgt, Bedrohungen zu verringern oder zu bekämpfen. Sie erfordert jedoch Vorsicht und eine kluge Bewertung der Risiken, da sie nicht immer langfristig funktionieren oder sich als eine falsche Wahl herausstellen kann. In der Gesellschaft könnte jedoch ein kluger Einsatz dieser Taktik dazu beitragen, Bedrohungen zu verringern und das Wohlergehen aller Bürger zu gewährleisten.