Der Boulevardjournalismus hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert, als in Paris das Boulevardblatt „Le Petit Journal“ gegründet wurde. Mit seiner großen Auflage und seiner Berichterstattung über Brände, Verbrechen und Sportereignisse setzte das Blatt neue Maßstäbe im Journalismus und hatte großen Einfluss auf die Entwicklung anderer Medien in Europa und Amerika. Der Bedarf an schnellen, unterhaltsamen Informationen wuchs ständig und die Boulevardmedien breiteten sich aus.
Heute gibt es in nahezu jedem Land Boulevardzeitungen und -fernsehprogramme. In Deutschland sind vor allem die BILD-Zeitung und RTL-Talkshows wie „Das Supertalent“ oder „Dschungelcamp“ bekannt. In Großbritannien gibt es die Boulevardzeitung „The Sun“, die wie die BILD-Zeitung sensaionale Geschichten und Fotos bringt und auch politische und soziale Themen aufgreift. Weltweit bekannt ist der britische Boulevardjournalismus vor allem durch seinen Fokus auf das Königshaus und seine Mitglieder.
Kritiker werfen dem Boulevardjournalismus oft vor, zu oberflächlich und manipulativ zu sein und gleichzeitig die Grundlage des seriösen Journalismus zu untergraben. Boulevardmedien werden oft dafür kritisiert, dass sie das Privatleben von Prominenten und anderen Menschen in der Öffentlichkeit in einer Weise ausbeuten, die die Grenzen zwischen öffentlichem Interesse und Sensationsgier verwischt. Dies kann oft schwerwiegende Folgen haben, wie zum Beispiel Mobbing, Stalking oder sogar Selbstmord, wie im Fall von Prinzessin Diana, die 1997 bei einem Autounfall starb, als sie von Paparazzi verfolgt wurde.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Verbreitung von Lügen und Gerüchten, um hohe Klickzahlen oder Verkaufszahlen zu erzielen. Vor allem in Zeiten der sozialen Medien können Boulevardmedien mit gefälschten oder schlecht recherchierten Geschichten Millionen von Menschen erreichen und ihren Einfluss sogar auf politische Entscheidungen ausüben.
Trotz allem hat der Boulevardjournalismus eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft. Er bietet eine Plattform für Menschen, die sonst nicht im Rampenlicht stehen würden, und gibt eine Stimme für diejenigen, die nicht gehört werden. Er kann auch dazu beitragen, ernsthafte Themen ins Zentrum der öffentlichen Diskussion zu rücken, wie zum Beispiel die Gleichberechtigung von Frauen oder die Bekämpfung von Kriminalität und Korruption.
In Zeiten einer immer komplexer und schneller werdenden Welt haben Boulevardmedien sicherlich ihre Daseinsberechtigung. Es ist jedoch wichtig, dass sie ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft ernst nehmen und nicht zu weit gehen, um die Wahrheit und das Wohl der Menschen zu schützen. Nur so kann der Boulevardjournalismus weiterhin eine wichtige Rolle im Informationsangebot unserer Massenmedien spielen.